Entspannte Diplomand_innen

10 Diplomand_innen der HFBK Hamburg wurden nach einer 1 stündigen Massage zu ihrem Selbstverständnis als KünstlerInnen befragt. (2010/11)

 

Vor dem Studium hatte ich vom Künstlersein überhaupt kein Bild, wie das so aussehen könnte.

Ein künstlerisches Selbstverständnis das ich hab ist, daß ich das Privileg hab, reflektieren zu können. Daß ich mir Zeit nehme zum reflektieren – daß es Gewohnheiten gibt und Tugenden und Traditionen und Pflichten – zum Beispiel Lohnarbeit. Für mich ist Kunst machen eine kritische Haltung der Welt gegenüber, mir gegenüber, meinen Handlungen gegenüber, Aussagen von anderen gegenüber.

Es geht ganz schön viel um Geld. Damit will ich gar nicht anfangen. Es geht auch um Geld. Aber das ist jetzt egal.

Ich hab mich immer für viele Sachen interessiert. Kunst ist insofern geil, als dass man vieles ausprobieren kann, während man Kunst macht. Man kann sich es erlauben, heute einen Film zu machen und morgen Haare zu schneiden,  es ist immer noch in einem Bereich, der das zusammenfügt.

Mir ist das gar nicht so wichtig ob ich Künstlerin bin oder nicht. Ich möchte an gesellschaftlichen Themen arbeiten und Kunst öffnet ein Feld der Freiheit um an gesellschaftlichen Themen auf unterschiedliche Art zu arbeiten.

Ich glaub nicht an eine Berufung. Bei keinen Berufen. Das ist glaub ich ein falsches Wort im Deutschen. Eigentlich kommt es vom lateinischen “profiteri” – sich ausgeben als etwas – daher kommt das englische “profession”, der Beruf. Ich gebe mich aus als Schneider. Und ich könnte mich auch morgen als etwas anderes ausgeben. Daß da im Deutschen diese Berufung reinkommt…. – sich ausgeben als etwas finde ich wesentlich treffender.

Meine Biographie ist so, daß meine Eltern mir Geld gegeben haben und ich daher viel Zeit hatte, nachzudenken. Ich glaube, einigermassen ökonomisch gesichert zu sein, ermöglicht eine bestimmte Freiheit im Denken.

Wenn ich arbeite, hab ich zum Beispiel auch weniger Zeit zum Lesen. Ich hab einfach weniger Zeit. Und ich hab vielleicht auch mehr Angst, wenn ich in ungesicherten Arbeitsverhältnissen bin und wenn ich Angst habe, kann ich auch schlechter denken.

Mein Selbstverständnis als Künstlerin ist auf keinen Fall eine Idee von Genie oder sowas, sondern ein Interesse sich mit der Welt und den in ihr vorhandenen Dingen auseinanderzusetzen. Ich glaub, dazu hat jeder Mensch eine Veranlagung.

Es ist auch ein ökonomischer Aspekt darin, dass ein gewisser Wohlstand zu einer bestimmte Schicht gehört und ein bestimmtes KünstlerInnenbild oder Verständnis von Kunst findet in einer bestimmten Schicht statt, aus der auch ich komme.

Und dann gibts darin die Frage: was ist mein Standpunkt, von dem aus ich eine Kritik äussere und wie sehr krieg ich etwas von verschiedenen Lebensumständen mit oder wie sehr lebe ich sie selbst und kann daraus auch eine Kritik entwickeln -   also was gibt es für Lebenserfahrungen – abgesehen davon, dass ich zufällig viel Zeit hab, zu Seminaren zu gehen und so.

Ich nehme  mehr einen beobachtenden Blickwinkel ein und spiele ein Außerhalb, aber das Außerhalb kommt aus einem Innerhalb. Das umstülpt sich so gegenseitig, sonst würde es nicht existieren. Ist die Kunst die ich tue und die Dinge, die ich ausprobiere das Innerhalb? Es ist ja eine Lebensrealität die ich herstelle und lebe, mit anderen zusammen lebe und die sich auswirkt und fortsetzt.

Interessant auch: was bedeutet es wenn man die Definition “Künstlerin” für sich beansprucht – wenn man sagt : ich mach Kunst, ich hab das zwar nicht studiert, jeder Mensch ist ein Künstler, ich bin das jetzt auch.  Und wenn man dann zum Arbeitsamt geht und sagt: “Ich bin Künstlerin. Ich hab keinen Beruf gelernt, ich bin Künstlerin, so wie alle Menschen” – das könnte man ja auch machen. Das wäre eine künstlerische Haltung – und damit wäre man das dann auch – unabhängig von einem Studium.

Ich hatte ein Verständnis von Künstlerin nicht nur im positiven Sinne von “ich werde dann malen und ich werden dann Videos machen”, sondern auch negativ im Sinne von “ich weigere mich, einen Beruf zu ergreifen” und im Sinne von “Jede ist Expertin” und sollte dafür dann auch Geld bekommen, dass sie davon leben kann.

Ich fand es damals auch spannender, mit Menschen zusammenarbeiten zu können. Das ist mir total aufgefallen: in der freien Kunst ist es ganz oft so: “ich bin eine Marke und ich muss die verteidigen und mich absetzen von anderen und am besten ganz unberechenbar sein”. Zustimmung ist quasi eine Schwäche und wenn man sich mit Leuten versteht oder es harmonisch mit denen ist, dann ist das eine Schwäche oder das ist dann irgendwie langweilig. Das fand ich ganz problematisch.

Mein Selbstverständnis als Künstlerin ist dahingehend, dass ich mich quasi nie dafür entschieden habe, Künstlerin sein zu wollen, sondern es war immer ein Bedürfnis, das zu machen. Es war für mich nie eine Wahl, sondern eher ein Zustand. Es war irgendwie so der einzige Weg. Und jetzt, nachdem ich fertig bin mit dem Studium kann ich überhaupt erst verstehen,  wieso andere Leute sich vielleicht für etwas anderes entschieden haben.

Also es ist ein Unterschied, ob ich im Seminar an der HFBK sitze oder ob ich als Pflegeassistenz Lohnarbeit mache. Meine Lohnarbeit wäre dichter dran an einer Lebensrealität von vielen anderen Menschen und mein Kunststudium könnte ich positionieren in einem Außerhalb – in einem reflektierendem Blickwinkel. Aber das stimmt gar nicht unbedingt. Ich könnte es so praktizieren, aber die HFBK ist auch eine staatliche Institution und ein riesiges Innerhalb, wo Menschen sitzen, die über sich selbst nachdenken. Und in meiner Lohnarbeit bin ich auch künstlerisch aktiv, weil ich total performativ herausgefordert bin – in der Interaktion mit einer Person.

Manche Studiengänge sind so, dass du eine Qualifikation damit bekommst, einen Titel , mit dem Du sachen machen  kannst und darfst, die Du sonst nicht einfach machen kannst und als Künstler ist das so: das kann jeder machen, dafür braucht man nicht studieren. dieser Abschluss ist keine Eintrittskarte oder ein Statussymbol oder ein Stand, den man haben muss um etwas zu machen.

Das ist mir schon wichtig, das es eine Relevanz hat im Alltag und nicht nur im Kunstraum bestehen kann, wo es nur einen symbolischen Wert hat.

Es ist eine Nische zu sagen, ich werd Künstlerin, denn dann muss ich das, was mich interessiert, nicht in meiner Freizeit machen – dann hab ich die Legitimation, das in Vollzeit zu machen – auch wenn ich dann davon nicht leben kann und Hartz IV bekomme. Als Künstlerin ist das anders legitimiert. Deswegen ist Kunst eine Möglichkeit, das zu legitimieren, was man gerne macht.

Ich mach keine politische Kunst oder keine Projekte mit Kindern – also das ist schon eher ein Luxus…oder ein Privileg, dass ich das machen kann, aber nicht um bestimmte Leute zu bedienen.

Vieles find ich auch lächerlich, so als Pose. Künstler zu sein nur als Pose reicht für mich nicht.

Wenn man sagt, man arbeitet mit Kollektiven oder irgendwelchen zwischenmenschlichen Prozessen, ist es natürlich schwer, da abzulesen, was man selbst gemacht hat – oder was das denn genau ist.

Ich war relativ blockiert von dem Künstlerinnenbild, von dem ich dachte daß es das gibt, von dem ich aber nicht wusste, wie es ist. Ich konnte eigentlich erstmal nicht mehr arbeiten, weil ich ein Bild von Kunst vorausgesetzt hab, das ich nicht verstanden hab.

Wenn man sich dann überlegt, verkauf ich ein Objekt – und vielleicht ist das Objekt so teuer, dass es sich die Leute, für die ich es mache, nicht leisten können und es können sich nur Leute aus einer bestimmten Schicht oder einer Elite das leisten – wenn man dagegen aufwiegt : arbeite ich sattdessen im call-center – das ist auch ein Gewissenskonflikt.
Aber ich bin für mich gerade dazu gekommen, dass ich das trotzdem versuchen werde, irgendwie damit Geld zu verdienen. Nicht mich anzubiedern, sondern das zu machen, was ich auch machen will, aber auch gewisse Sachen mitzumachen, die man dann tun muss um bekannter zu werden oder irgendwie Kontakte zu kriegen.

Irgendwo hört die Kunst vielleicht auch auf. Vielleicht gibt es auch nicht so ein Innerhalb und Außerhalb, weil ich eine Person bin – also mein Körper findet hier statt und mein Körper findet dort statt und die verschiedenen Tätigkeiten durchkreuzen sich in mir selber und es vernetzt sich.

Deswegen bin ich glaub ich auch so ein bisschen traditionell dass ich sag: meine künstlerische Arbeit ist in diesem Bild, also wirklich in diesen vier Ecken und spielt sich darin ab. Das ist ja eigentlich so etwas ganz Altmodisches aber trotzdem irgendwie Bewährtes.

Ein Punkt, den ich rausgefunden habe ist, dass es sehr männerlastig ist, die ganze Geschichte; es ist als Künstlerin glaub ich eher schwierig, Identifikationsfiguren zu finden.

Ich könnte nie von mir sagen “ich mach Kunst”, weil ich sofort das Gefühl bekomme, dass ich das gar nicht machen will, weil es so abgeschmackte Traditionen hat. Da sag ich lieber: ich mach Politik oder Sozialarbeit. Oder vielleicht brauchts auch gar keinen Titel.

“ich bin eine Künstlerin, ich bin eine Malerin”, dieses Selbstverständnis, das ist schon auch schwierig für mich. Also es ist ja mein Problem, ich müsste ja kein Bild malen, aber es ist trotzdem für mich ein Thema: macht es einen Sinn, die malerischen Mittel auch zu benutzen, die mir zu Verfügung stehen.

Es war für mich eigentlich gar keine Entscheidung, Kunst zu studieren, ich wusste das schon in der Grundschule. Ich hab allen erzählt, dass ich Kunst studieren werde. Natürlich war es für mich auch einfach — meine Eltern sind beide Kunstpädagogen und es war nie eine Frage ob Kunst wichtig ist.

Ein Freund hat heute zu mir gesagt: “naja, Künstler sein ist halt ein Hartz IV Job”. Und ich fand das ganz gut. So : “ok, puuh, dann ist es eben ein Hartz IV Job”. Und ich glaube, dass wir dann so unsere Lücken finden, wie wir das gestalten können. Keine abgesicherte Zukunft. Aber niemand kann seine Zukunft absichern.

Für mich wird es auch zunehmend politischer – nicht durch die Kunst die ich mache, sondern durch die Haltung, die ich dazu habe. Weil ich finde dass die ganze Gesellschaft immer mehr auf Verwertbarkeit ausgerichtet ist, das ist jedenfalls mein Gefühl: alles muss immer verwertbarer werden, jeder kleine Fitzel vom Privatleben wird immer mehr auf Verwertbarkeit, Effizienz, und so weiter hingetrimmt, so dass ich es als statement richtig finde – abgesehen davon, sich anders konkret politisch zu engagieren.

Ich möchte schon dass es nachvollziehbar ist, wie meine Wahrnehmung ist und was ich wahrnehme.

Es hat ganz oft mit Verschiebungen zu tun, es dreht sich immer so zirkulär um etwas, was vielleicht unbenannt bleibt, und deswegen ist es auch schwierig, da irgendeine Kategorie zu finden. Das fängt ja schon an, wenn mich jemand fragt: was machst du gerade? Dann sag ich: ich bin an der Kunsthochschule. Oder : ich studiere in einem selbstbestimmten Zusammenhang. Also das ist eher die äussere Form – das Inhaltliche ist in einem Wort schwer zu benennen.

Manchmal beschleicht mich auch die heimliche Sehnsucht nach einem konkreten praktischen Beruf wo man genau sagen kann: das und das hab ich gemacht und das ist da und da für da.

Solange ich denken kann, hab ich mich mit Kunst umgeben oder es hat eine Rolle gespielt in der Familie – Tante ist Galeristin, Großvater war Kunsthistoriker und Professor, Vater macht Möbeldesign und Innenausstattung und Mutter malt  und töpfert gerne.

Das Selbstverständnis als Künstler ist ein schwieriges, bei so einem Diplom – wenn man nochnichtmal selber weiss, ist das jetzt eigentlich das -  ist es jetzt DAS.  Das Selbstverständnis, da muss man sich wirklich für entscheiden.

Das ist ja auch die Schwierigkeit, eine Position zu finden als Künstler. Wenn man nicht das Klischee bedienen will aber auch nicht den Anti-Künstler machen will, der ja auch schon Klischee ist.

Nichts ist subjektiver als Kunst – “was machst du denn da eigentlich?” “Wie du hast keine Zeit – Du gehst Arbeiten – Du gehst doch nur ins Atelier – Komm, hab doch mal Zeit!” Das wird auch nicht richtig ernst genommen. Das ist so das Dilemma dabei, find ich manchmal.

Weil man dann doch manchmal denkt: ist das eigentlich ein Luxusproblem, mit dem ich mich hier beschäftige – oder wie essenziell wichtig ist das eigentlich? Und am Anfang ist die eigene Meinung ja schliesslich der Maßstab an dem man das misst: ist es wichtig oder ist es unwichtig. Das find ich manchmal ziemlich schwierig

Und dann gibts natürlich auch nichts cooleres. Künstlersein ist natürlich so cool. Als Künstler kannst Du alles machen -  kannst lange ausschlafen, kannst alles machen, so ein Dandy-Leben, das Klischee.

Die Gruppe, mit der ich jetzt öfter mal zusammengearbeitet hab, mag ich einfach total gerne.

Ich bin auch so ein Zweifler und  könnte mir auch ganz andere Sachen vorstellen.

Ich hatte immer ne Anti-Haltung gegen sowas – auch gegen das ganze, was dazugehört, das ganze Networking und überall hingehen und Leute kennen, sich in der Szene auskennen, den aktuellen Diskurs draufhaben und so weiter. Jetzt bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich das teilweise machen werde, weil ich es widersinnig finde, qualifiziert zu sein für etwas und dann mit etwas anderem, wozu ich überhaupt keine Lust hab, Geld zu verdienen.

Im Callcenter arbeiten bringt einen auch nicht weiter und da bereichert sich auch jemand an deiner arbeit. Und ich find es schon toll, dass man nicht auf Produktionsmittel angewiesen ist, die jemand anderem gehören. Du hast alles in der Hand. Du hast Dein Material, du hast deine Arbeitskraft, du hast es sozusagen unter Kontrolle und da steckt niemand anderes noch mit drin.

Das ist für mich immernoch so eine Frage – warum mach ich das, was ich da mache eigentlich.

“Soziale Intervention” ist auch so ein schwammiges Ding, aber das würd’s vielleicht schon eher treffen, weil sich vieles was ich mache doch in der Arbeit mit anderen Menschen oder Strukturen, die man sich als Gemeinschaft gibt, bewegt. Welchen Oberbegriff das hat, ist glaub ich auch nicht so wichtig.

Ich hab mich auch nach Leuten gesehnt, die vielleicht ein bisschen normaler sind als die freien Künstler, ein bisschen bodenständiger, mit denen man normal reden kann, zusammen etwas plant, durchzieht, sich verständigt und das irgendwie menschlicher ist.

Da gibts dann verschiedene Rollen. Verschiedene Künstlervorbilder, das find ich schön:
Den der immer Alkohol trinkt und den Dandy-Typ, dann natürlich die Konzeptkünstler, die aus Modemagazinen etwas abfotografieren und ein Zitat dazu setzen, dann diese Jonathan Meeses, diese Satanstypen, ganz schrecklich; und die Unternehmertypen, die ganz viele Leute kennen – von denen sieht man eigentlich gar nichts, sie sind aber überall dabei. Und dann so welche wie man selber, das ist immer schwierig. Und ist auch immer geprägt von den Leuten, bei denen man studiert.

Ich hab so ein ganz anderes Künstlerbild gehabt : eher das Vagabunden-Künstlerbild, der Lebemensch, nirgendwo einzustufen – und dann auf einmal ist mir klargeworden: nee, die tragen Anzüge und die Frauen sind spaddelig dünn und tragen alle Kleidchen mit tiefen Ausschnitten.

Man muss sich auch fragen ob das nicht wieder so einem Klischee folgt, dass der Künstler ein Aussätziger ist oder etwas Besonderes oder abseits der Gesellschaft. Da vermischt sich das auch mit diesem Phänomen von “Deutschland sucht den Superstar”, Jeder kann Künstler werden, jeder kann Star werden; aber warum muss der Künstler ein Star sein zum Beispiel, solche Fragen stell ich mir schon, aber ich kann sie nicht so richtig beantworten.

Es ist ja bemerkbar – H&M und all diese großen Firmen haben das jetzt entdeckt, wie Künstler aussehen, das ist ja gerade total Mode. Also das, was en vogue ist – mit Röhrenhosen, Lederschuhen und Jacketts, das ist Düsseldorf Kunsthochschule in den 80er Jahren gewesen und das haben jetzt alle erkannt.
Deswegen müssen die Jugendlichen jetzt auch total dünn sein, als wenn sie Künstler wären, die nichts zu essen haben und müssen alle Hüte tragen wie Beuys – wenn man da erstmal anfängt, sieht man total viele Parallelen.

Wenn jemand gesund ist und irgendwie ein normales Leben lebt und ganz schöne, ganz gute sachen macht, die vielleicht schlau sind, dann ist das nicht so ein Mythos wie wenn jemand halbwahnsinnig ist und irgendwie immer aussieht, als wenn er gerade in einer Telefonzelle geschlafen hätte. Das nervt mich.

Der Künstler ist das Idealbild -  ich kann es ja auch verstehen, Künstlersein heisst ja auch irgendwie, dass man frei ist und dass man das macht, womit man sich gerade privat auseinandersetzt. Es besteht keine Trennung von Privatleben und Berufsleben mehr und man muss sich nicht mehr versklaven für seine Arbeit. Es wirkt ja von aussen betrachtet immer so ganz toll und sorgenlos. oder entspannt und direkt dran.

Jeder ist seine eigene Ich-AG – das ist auch so ein bisschen wie die Marke Künstler. Wenn man sich selber schafft und sich selber verkaufen muss. Möglichst immer kreativ sein. Und immer verneinend. Bloß nicht für, immer gegen. Es darf nie zu nett werden und man selber darf auch nicht zu nett sein, das ist ne Schwäche.

Auf einmal hat sich das gedreht, wie die offiziellen Künstler jetzt aussehen und damit ja auch bestimmt Systeme bestätigen oder sich verorten lassen. Das war glaub ich der größte Wendepunkt, den ich da mitgenommen hab, von meinem Verständnis vom Künstlersein.

Ich will eigentlich den Begriff der Kunst gar nicht mehr verwenden, der ist so unscharf und ich hab das Gefühl, wenn man es irgendwie präziser benennt, kommt eher raus, was es vielleicht für eine Relevanz hat oder für eine Wirksamkeit in der Gesellschaft – und ob das dann unter die Kategorie “Kunst” fällt, oder “Politik”, oder “Sozialhilfe” ist vielleicht auch völlig schnurz.

Der Kunstmarkt und vor allem die einflussreichen Leute, die vielleicht schon älter sind, wollen diese jungen Typen sehen, die ohne Kompromisse total draufgehen und dieses Künstlerleben leben. Die wollen das sehen, die geilen sich daran auch auf. Je selbstzerstörerischer, desto besser.

Ich setze bei Kunst und Design immer einen sehr hohen gesellschaftsrelevanten Maßstab an, also dass das nicht Kunst für die Kunst ist oder handwerklich ausgerichtete Kunst, die auf irgendein Können abzielt.

Und ich würd’ auch nicht sagen, alles ist Kunst. Ich finde, wenn ich Fahrrad fahre ist das keine Kunst. Basta. Wenn ich kacken gehe auch nicht. Es sei denn, mir fällt dieser Vorgang des Fahrradfahrens als etwas Künstlerisches auf – in einem bestimmten Zusammenhang oder auch als Bild für irgendetwas.

Und das ist auch genau dieses Ding: Als Künstler ist es so: Kein Platz ist für den Künstler vorgesehen in der Gesellschaft, aber er füllt eine Stelle aus, die notwendig ist. Es gibt keinen Ort, wo der Künstler hingehört, aber es ist wirklich sehr notwendig, dass er diese Tätigkeit tut, die er macht.
Man muss sich selber irgendwie suchen, wo ist jetzt hier der Saugnapf für mich. Wenn es dann man es macht, ist super und alle verstehen es und wollen es – aber es gibt erstmal keine Voraussetzung dafür, dass es überhaupt stattfindet.
Die größte Arbeit ist eigentlich, es stattfinden zu lassen. Es ist gar nicht der Mangel an Ideen, Perspektive oder Output, sondern vielmehr: wo kann etwas stattfinden, wo bekommt es seine Öffentlichkeit. Das ist auch wieder die Ökonomie der Aufmerksamkeit.

Ich finde das unglaublich anstrengend, dieses Bewerten und vergleichen, das haben diese Kreise so an sich, die Leute, mit denen man sich umgibt, das ist so ein Geist – da gibt es diese großen Namen und die und die und kennst du den und den und dann gehst du hin und das sieht dann so aus wie das und das…

Insgesamt betrachtet bin ich immer dafür, dieses Elitäre aus der Kunst rauszunehmen und dieses Wunderkind-Gezüchte, das nervt total. Natürlich sollen Leute bezahlt werden für Kunst und es soll in Kunst investiert werden. Es gibt bestimmt auch manche Menschen, die mehr begabt sind und es mehr auf den Punkt bringen als andere und das finde ich auch ok wenn das dementsprechend honoriert wird.
Dieses Bedürfnis immer eine Sache so riesengroß aufzublasen, damit es etwas ganz besonderes ist und dabei die anderen Sachen zu vernachlässigen, finde ich schwierig. Auch in Bezug auf Kulturpolitik. Entweder Du bist total top oder Du bist der totale Flop. Das ist dumm.

Wenn man so guckt, wie Marktprozesse ablaufen, ist es wichtig, Labels zu haben : “das ist Kunst, Papier auf Bleistift, 80 x 90 cm”, sonst lässt sich das ja gar nicht irgendwie handeln oder verhandeln.

Es gibt ja auch in dem Sinn keine Richtung mehr, oder keine Gruppierung; es ist ja alles irgendwie erlaubt und alles darf man machen. Es gibt die Leute, die Konzeptkunst machen, es gibt die Leute, die sagen, sie haben kein Konzept, was auch eigentlich nicht stimmt, aber es gibt alle Materialien, alle Medien, alle Themen, alles ist eher global.

Ich fand es eine zeitlang sehr kühl und sehr Haifischbeckenmäßig in der Kunst. Wie da jeder versucht  sich zu positionieren und aus sich eine Marke zu machen. das fand ich nervig

Nicht “genial malen”, sondern nachdenken über die Welt und über die Dinge, die es schon gibt.

Kunst oder nicht Kunst, muss das Kunst sein -  ist das Kunst oder was ist das ? Wieso muss man das denn einordnen?

Auf jeden Fall ist ja alles offener geworden. Alle Mittel sind für alle verfügbar, jeder kann mittlerweile supergünstig Fotos machen, ein bestimmtes Wissen steht für mehr Leute zur Verfügung als vor 200 Jahren und ich glaub deswegen kommt auch eine Vermischung.
Und die Vermischung kommt wahrscheinlich auch daher, dass die Wirtschaft gemerkt hat, dass sich Kunst gut verkaufen lässt oder alles was so ein bisschen den Anschein macht. Aber da weiss ich auch nicht, ob das nicht genau gleich ist wie früher, wo die Macht bei den Fürsten lag, die haben das ja auch für ihre Zwecke genutzt. Vielleicht sieht es nur anders aus, aber ist genau das gleiche.

Meine Erfahrung ist auch, dass Leute sagen, bestimmte Kunst interessiert sie nicht – was ja auch klar ist, das geht dann aber oft auch um so Sachen die man sich erst erschliessen muß.

Das ist ja auch der Luxus vom Studium – dass man sich in diese Materie, also Künstlersein und Kunst und Bilder und Kunstmarkt und alles was damit zu tun hat so reinmanövrieren kann, quasi einen Fokus drauf setzen kann, aber ich glaub für viele Mensch ist das nur eine Art Oberfläche, die ganz glatt ist

Die Kunstwelt als Kunstfeld ist auch eine spezielle Welt und ein spezielles Umfeld und vielleicht hat das gar nicht so viel mit Kunst zu tun, vielleicht haben andere Sachen für einen selber auch etwas mit Kunst zu tun oder mehr mit Kunst zu tun

Es ist ja doch irgendwie toll, dass es so ein freies Feld gibt wo man experimentieren kann und auch so blöd auch der Kunstmarkt ist – da gehen doch viele Dinge, die sonst einfach gar nicht gehen.

Trotzdem find ich nicht, das es ein Luxusding ist – Kunst. Also ich find das schon essentiell wichtig für eine Gesellschaft, für eine Kultur, für den Menschen an sich, dass er sich mit so etwas beschäftigt.

Viele Leute wollen Künstler werden damit sie selber reflektieren dürfen und selber ihre Meinung äussern dürfen, das gibt es ja sonst nur wenig. Ich meine beruflich.  Und die Ausbildung – ob man die braucht ist eine gute Frage – man setzt sich einfach ernsthafter damit auseinander. Man nimmt es nicht einfach nur so als gottgegebenes Hobby oder als eine Leidenschaft, sondern man sagt, dass man sich wirklich mit aller Zeit und Aufmerksamkeit dem widmen will.

Ich grusel mich, wenn ich eine Freundin hör, die sich tatsächlich  überlegt, “mach ich jetzt eine Zeichnung, aber die kann ich nur für €500 verkaufen, oder mach ich das Motiv als Ölbild, dann kann ichs für €2000 verkaufen”, da grusel ich mich. Das find ich ganz übel.

Diese Legitimation zum Reflektieren und das auch wiederzuspiegeln – es ist schon speziell an der Kunst, dass man, wenn man Kunst macht, das System Kunst oder das gesellschaftliche System auch mitreflektieren kann.
Die Negation. Immer alles verneinen. Darf man, muss man sogar vielleicht. Wenn man irgendetwas affirmiert oder als zu schön darstellt, dann ist das verdächtig. Das kann doch gar nicht sein. Oder es ist Ironie. Überaffirmation.

Wenn ich darüber nachdenke, warum man Kunst studieren sollte, finde ich, dass es um einen geschützten Freiraum geht. Dass man sagt, “es ist wichtig, dass es Kunst gibt”, das Leute das auch machen und das erstmal nicht marktorientiert ist und nicht verkäuflich ist, sondern dass man das einfach machen kann und dass man sich nicht immer rechtfertigen muss.

Die Hochschule ist erstmal der Lebensmittelpunkt. Man hat Austausch und Kollegen.

Wenn die Hochschule wegfällt – das ist die große Herausforderung, dann muss man es selber schaffen.

Ich glaub was mich am meisten schockiert hat in der Ausbildung:  vorher hab ich mich in alternativen Kreisen aufgehalten mit anarchie-gesinnten Menschen und ich kam auf die Hochschule und dachte, das ist die Weiterführung davon auf Uni-level – und dann zu merken: nee – Die Hälfte aller Studenten, die hier sind, sind Kinder von echt reichen Eltern, wozu ich auch in gewisser Weise gehöre, aber die machen das aus so einem Luxus heraus. Das ist eigentlich eine Luxusveranstaltung.
Und es ist etwas ganz besonderes wenn irgendjemand hier politisch ist und eigentlich nervt das auch eher. Es geht hier gar nicht um eine Gesellschaft, die verändert wird, es geht gar nicht um eine Veränderung, sondern um einen Kommentar auf die Gesellschaft.
Und daß das durch Kreise finanziert wird und von Institutionen, die Teil des bestehenden Systems sind und gar nicht wollen, dass sich das ändert und und ganz offensichtlich auch Geld haben wollen und reich sein wollen – und daß das ist alles mit der Außenalster und dem konservativen Hamburg zusammengahangen hat, das fand ich überraschend, das hätte ich vorher nie gedacht.

Ich hab’s mir total anders vorgestellt. Ich wusste nicht, dass es so frei ist, ich dachte schon, dass man am Anfang eher Gruppenprojekte macht – nicht dass das unbedingt vorgegeben ist, sondern dass man sich da eher auch mal zusammentut und irgendetwas zusammen macht und dass es ein bisschen mehr Struktur gibt am Anfang.

Es ging mir schon um ein Handwerk.

Am Anfang bin ich auf die HFBK gekommen, weil ich dachte, da hab ich am meisten Freiraum und kann machen was ich will. Ich kann mich ganz viel mit mir beschäftigen und mit meinen Ideen, Visionen und meiner Vorstellung von Gesellschaft; ich brauch keine Gesetze, die mir etwas sagen, sondern ich mach das aus meinem Verstand heraus. Und im Studium hat man ganz schnell mitgekriegt, dass das alles nicht so frei und ohne Gesetze ist. Eigentlich wurde man eingeführt in die Gesetze des Kunstmarktes und wie man als Künstlerin zu sein hat und was jetzt wichtig ist zu machen – in der Arbeit und im Auftreten nach Außen – um als Künstlerin wahrgenommen zu werden und auch erfolgreich zu sein. Und da hab ich mich erstmal ziemlich gegen gesträubt.

Du musst viel arbeiten und du musst immer da sein, du musst gesehen werden. Hauptsache du bist viel da.

Ich hatte keine Lust, im ersten Jahr reduziert zu werden auf einen Stil und auf ein Material und auf ein Ding, wo jeder sofort erkennt, dass ich das bin – und das wiederhol ich jetzt bis ich umkippe.

Ich wollte unbedingt an die HFBK und nicht an eine andere Schule weil es mir nicht darum ging, irgendwelche Techniken zu lernen, sondern eher, mir einen Freiraum zu schaffen, wo ich ernsthaft meiner künstlerischen Tätigkeit nachgehen kann. Ich hab mir das ganze aber wesentlich wilder vorgestellt.

An der HFBK hab ich gute Menschen getroffen. Das ist das, was da letzlich bei rausgekommen ist.

Innerhalb der Institution herrschen Regeln, da gibt es gewisse Menschen, mit denen man sein muss – also Professoren. Und gewisse Standards, die man abklappern muss. Und jetzt hab ich das Gefühl, nach dem Studium bin ich da nochmal entlassen in eine neue Wahlmöglichkeit.

Ich finde es das beste, wenn eine Kunsthochschule sich öffnet, ein lebhafter Ort zu sein, wo alle Leute, die irgendetwas interessiert und die andere Leute suchen, die sich mit einem Spezialthema auseinandersetzen, einfach dahin kommen und kleine Diskussionskreise aufmachen. Da wirds natürlich auch wieder über Kunstfragen gehen. Aber das finde ich ehrlicher, als sich immer wieder zu reproduzieren bis zur nächsten Index.

Wen interessiert noch groß, was an der Kunsthochschule gedacht wird. Die Fragen, die da gestellt werden, sind einfach nicht sonderlich interessant. Sie sind vielleicht für einen Kunstdiskurs interessant, ich hab das Gefühl, das hat keinen Wiederhall außerhalb der Kunsthochschul-Mauern, das ist das, was mich eigentlich am meisten stört. Und die Leute, die irgendwelche Fragen stellen, die relevant sind für ein Außen, sind meistens dann nicht mehr auf der Kunsthochschule. Entweder sie gehen oder sie machen es danach.

Ich finde es teilweise sehr selbstbezogen, es gibt natürlich auch Ausnahmen.

Da ist man auf einmal in so einem ganz anderen Clan -  in einem Auserwählten Clan eigentlich. Und das hab ich erst gemerkt als Leute zu mir gesagt haben: Du bist ja so ganz normal, obwohl du Künstlerin bist, sonst sind die ja alle so schick und extravagant.

Ich finde dass sich extrem viel verändert dadurch – von den sachen, die man vorher gemacht hat und die man jetzt macht. Jetzt traut man sich auch eher mal zu -  man hat etwas vor und weiss noch nicht so genau wie es aussehen wird aber man will es machen. Und man weiss, wenn man dran bleibt das kriegt man dann schon hin – auch wenn es etwas ist, was nicht innerhalb eines Tages gemacht ist, sondern vielleicht ein paar Wochen dauert – dass man es sich trotzdem zutraut.

Ich bin direkt nach der Schule hergekommen, die HFBK hat mich sozusagen sozialisiert.

Die Hochschule, auch wenn es eine sehr freie Hochschule ist, ist auf jeden Fall eine Struktur in der man drin ist. Es gibt Klassentreffen, es gibt Jahresausstellungen, Diplom, Zwischenprüfung, Seminare, Semesterferien – und ich glaub es ist gut, erstmal in keiner Struktur zu sein.
Ich stells mir zwar schon erstmal unangenehm vor – wieder in der Luft zu hängen – aber ich glaube es ist ganz heilsam.

Wenn man sich anguckt, wie die HFBK jetzt umstrukturiert  wurde -  alles, was mit dem direkten Lebensumfeld zu tun hat, wird rausgeschmissen – Küchen, Kühlschränke, Sofas – alles wird clean gemacht und es ist ein Produktionsort für Kunst wie sie in einem gewissen Kanon gedacht wird. Das ist schon echt schade, ich hab zumindest noch die Ausläufer mitbekommen, wie es auch anders sein kann.

Ich dachte man muss relativ selbstaufgebend sehr viel arbeiten und das so ganz doll wollen und das am besten auch so Tag und Nacht machen und dann gibts Profs, die sagen “du musst dich da so reinsetzen und ganz viel rotwein trinken und dann hinterher denken: ist das geil!”
Und wenn ich eins schon immer nicht wollte, ist das ganz viel arbeiten.

Ich hab eher eine Anti-Haltung eingenommen gegenüber der Schule. Also für mich hab ich rausgefunden, dass die Schule eher Konzeptkunst fördert oder so etwas sehr Intellektuelles oder scheinbar Intellektuelles.

Kunst – also kunst machen, produzieren, herstellen hab ich dann ausserhalb der Hochschule gemacht und da dann auch Fertigkeiten gelernt.

Es gibt wahrscheinlich kein einzelnes Künstlerbild, das an der HFBK vermittelt wird, aber aber es sind schon so einzelne Künstlerrollen, die man einnehmen kann oder einnehmen soll. Man kann die auch mischen, so ein bisschen, aber man muss sich als Einzelner absetzen von den anderen.

So etwas wie ihr mit der Freien Klasse gemacht habt, oder was sich aus einer Anti-haltung wie bei mir entwickelt, das ergibt sich ja eigentlich auch auch daraus, dass eine Institution scheisse ist. Ich mach etwas anderes und bin darin auch ein bisschen bequem, weil ich ja schonmal das “Andere” bin – aber das entwickelt sich aus einem Gegensatz. Und wenn sich eine Schule solche praktiken aneignet, ist es ja auch ein Problem – von einer Institution zu einer kritischen Haltung angeleitet zu werden ist ja auch ein Widerspruch.

Ich finde es aber auch gut, einfach so ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Wenn man sich einmal so durchgekämpft hat – ich fand’s anfangs schon so einen kleinen Kampf – oder ich fand’s erstmal einen großen Kampf – als ich da durch war, fand ich es gut.
Und sonst – ist es dieses Netzwerk das die HFBK einem bietet. Dass man mit Gleichgesinnten in Kontakt ist, was man vorher vielleicht nicht unbedingt automatisch war.

Wenn jemand in einer anderen Stadt sagt: die HFBK ist so konzeptuell und frei denk ich auch so: “…wo kommst du her? …war vielleicht mal…”

Ich glaube die HFBK trägt insofern dazu bei, als dass sie einem Raum und Möglichkeit und Freiheit gegeben hat – bis jetzt zumindest, ich weiss nicht, ob sich das ändert mit dem Bachelor Master System – die eigenen Interessen und Neigungen auszuprobieren, weiterzuentwickeln, zu spezialisieren, zu vertiefen.

Ich weiss noch, dass ich erwartet hab, interessante Leute kennenzulernen und vielleicht gemeinsam rauszufinden, warum man das macht. Und ich weiss genau, dass ich im ersten Jahr total enttäuscht war.

Dann hab ich deswegen eher Theorie studiert und da ging es dann eher um diese kritische Haltung oder um ein Verständnis von mir in der Welt – warum definiere ich andere Menschen als fremd und als anders und was heisst das für mich. und da hab ich eigentlich gelernt zu lesen – und das war total wichtig. Mit der Zeit hab ich da auch gelernt auf ne art zu sprechen, Das war dann eben nicht dieses “ich produzier jetzt Dinge und kann die dann womöglich mal verkaufen” oder ich netzwerke auf so ne art, dass es eigentlich darum geht, dass ich am ende sachen verkaufe oder es um meine Bekanntheit geht.

“Was ist das, was ich aus dem Studium rausziehe” -  das ist ja ein Verwertungsgedanke – klar, man zieht immer etwas raus und verwertet das dann für sich – aber dieser Gedanke “ich geh rein, lern was und kann das dann anwenden und damit Geld verdienen”  – das gibts ja bei vielen Studien, das ist ja auch der Anspruch von Studiengebühren – dass man investiert, dafür was kriegt und das dann wieder einsetzen kann.

Das bekommt man ja schon am Anfang des Studiums gesagt: 3% schaffen es und der Rest..Weiss niemand.

Wie denke ich Gesellschaft, wie beweg ich mich in der Gesellschaft, wie ist die Beziehung zwischen den Menschen, wie sollte eigentlich für mich eine Stadt aussehen, wie begegnen sich Menschen und was ist das Leben – das ist im Studium schon drin, wenn man sich darum bemüht, aber man kann dem im Studium auch total gut ausweichen.

Wenn mich Leute fragen: was machst du denn nach dem Diplom, dann sag ich: weiter wie bisher.

Wenn man eine 40 oder 60  Stunden Woche hat – und dann noch Familie – dann ist es auch eine Frage nach der Zeit – und nach der öffentliche Zeit. Eigentlich kann man öffentliche Themen nur bearbeiten, wenn es auch es auch öffentliche Zeit gibt. Und daher ist die Forderung nach öffentlichem Raum einseitig, eigentlich müsste man öffentlichen Raum und öffentliche Zeit fordern.

Wenn man in eine neue Stadt kommt, ist das auch wie in eine neue Ausstellung gehen.

Immer die gleiche Melodie, die gespielt wird. Mal gucken, wann der nächste Ausbruchsversuch losgeht.